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    Vom Umdenken zum Umsetzen: 10 Herausforderungen für Ihr Procurement in der Fertigungsindustrie in 2023

    Vom Umdenken zum Umsetzen: 10 Herausforderungen für Ihr Procurement in der Fertigungsindustrie in 2023

    Wien, 02. Februar 2023

    Stark bleiben in der Transformation des Einkaufs: Für Unternehmen der Fertigungsindustrie und anderen Branchen ein Muss. JAGGAER thematisiert deshalb die Trends und Herausforderungen, vor denen Ihr Procurement 2023 steht – und wie Sie sie angehen können.

    Eine Wahrheit zuerst – für manche ist sie schmerzhaft, für andere ganz realistisch: Wir haben gelernt, dass die Art und Weise fragil ist, wie wir unseren Handel und damit unsere Wirtschaft gestalten. Konzepte, Abläufe und Lieferketten funktionierten weitgehend, solange es „da draußen“ keine geopolitischen oder gesellschaftlichen Schwankungen mit großer Amplitude gab. Schlechtes Wetter? Einkalkuliert. Neue Zollbestimmungen? Voraussehbar. Diese kleinen Krisen des Procurement-Lebens konnten etablierten Einkaufsprozessen in der Fertigungsindustrie nur wenig anhaben.

    Doch in 2022 entstanden gleich mehrere Faktoren, die in ihrer Summe für heftigen Druck und große Krisen sorgten: Die Containerpreise lagen nach einem Preis-Peak im September 2021 auch im Folgejahr noch lange auf einem immens hohen Niveau, Schiffe konnten en masse die Häfen nicht verlassen, die Inflation und Rezession setzte die Märkte unter Druck, während zugleich etablierte Transportwege wegfielen und die Energiepreise so manche Produktion an den Rand der Rentabilität brachten. Zig Herausforderungen für Unternehmen und die globale Wirtschaft. Und wie geht es für Hersteller und andere Unternehmen weiter in 2023?

    Herausforderung Nr. 1: Nach der Findungsphase Fakten schaffen

    Das uralte Mantra, nach dem man eine Ware günstiger erhält, je mehr man davon bei einem einzelnen Lieferanten ordert, hatte sich erledigt. Denn sein Einfluss auf das Risikomanagement ist einfach zu groß. Entsprechend haben sich viele Unternehmen vom Single Sourcing verabschiedet und setzen mehr als je zuvor auf eine Multi-Sourcing-Strategie, um die eigene Resilienz deutlich mehr zu stärken. Sie sortierten sich in 2022 neu, dachten um und lösten sich von aufkommenden oder potentiellen Problemen in der Lieferkette – zumindest strategisch oder im kleinen Umfang. In 2023 gilt es nun, diese Findungsphase en gros in die Masse zu übersetzen und sie in die Breite des eigenen Procurements zu bringen.

    Herausforderung Nr. 2: Nähergelegene Lieferanten werden beliebter – und teurer

    Die Energieknappheit in der EU und die anhaltenden COVID-19-Ausbrüche in China führen dazu, dass Fabriken stillstehen und Unternehmen händeringend nach geeigneten Alternativen suchen. Die Harvard Business Review verkündete daher kürzlich, dass die „Ära der weit verstreuten globalen Lieferketten wahrscheinlich vorbei ist“ und dass die Hersteller zu einem regionalen Beschaffungs- und Produktionsmodell übergehen.

    Manche nennen diese Entwicklung Deglobalisierung. Aus unserer Sicht trifft es das nicht so ganz. Denn im Prinzip holen Unternehmen manche Lieferanten für Vorprodukte geographisch näher an ihr Unternehmen heran – das global ausgerichtete Denken und Handeln bleibt jedoch bestehen. Da viele Fertigungsunternehmen solch ein regionales Modell ausbauen möchten, gilt es, bei jenen neuen Lieferanten schnell zu agieren. Denn da derzeit viele Wettbewerber nach passenden Lieferanten im geographisch näheren Umfeld suchen, steigt dort die Nachfrage und damit auch die Preise. Es gilt also, sich frühzeitig Kontingente zu sichern.

    Herausforderung Nr. 3: Auch Nearshore-Lieferanten stehen unter Preisdruck

    Lieferanten haben die Problematik von fehlenden LKW-Fahrern inzwischen in den Griff bekommen. Doch dann kam der Druck von einer anderen Seite: die explodierenden Energiekosten. Manche Branchen können dadurch nicht profitabel arbeiten oder müssen für neue Aufträge ihre Preise erhöhen. Sie befinden sich auf einer Gratwanderung zwischen Realität und Risiko – sprich zwischen aktuellen Preisen und dem Risiko, dass ihre Produktionskosten vier Wochen nach Angebotsannahme schon ganz anders aussehen können.

    Herausforderung Nr. 4: Mehr Transparenz für bessere Entscheidungen

    Wer in dieser Gemengelage als Unternehmen und Einkäufer valide Entscheidungen treffen will, braucht davor vor allem eines: Klarheit. Diese Klarheit erreicht man nur durch Transparenz. Genauer gesagt: datenbasierte Transparenz. Vom Management aller Lieferanten über die Prüfung ihrer Qualitätszertifikate bis zur Übersicht über alle Spendings – Wissen macht Entscheidungen erst möglich. Doch die Prozesse im heutigen Procurement sind in der Regel so komplex, dass Transparenz nur durch einen anderen Prozess möglich sein wird: durch die digitale Transformation.

    Herausforderung 5: Mit der Inflation arbeiten dank digitaler Prognose-Tools

    Die Inflation besitzt Auswirkungen auf viele Parts in der Lieferkette – zum Beispiel auf die Kosten für Produktion und Logistik sowie für Rohstoffe, Energie und Transport. Unternehmen müssen sich auch in 2023 mit Störungen und Engpässen in der Lieferkette auseinandersetzen. Digitale Tools können helfen, beispielsweise im Einkauf die Planung deutlich zu verbessern oder Störungen vorauszusehen. Mit solchen Tools können – eigentlich: müssen – Unternehmen in 2023 alle Beteiligten in einer Lieferkette harmonisieren, um die eigenen Abläufe im Procurement gezielter, detaillierter und agiler zu gestalten.

    Herausforderung 6: Kosten senken bei Inflation und Margendruck

    Wo Kostendruck entsteht, braucht es Stellschrauben, um diesen Druck zu lindern. Denkbar ist dafür beispielsweise eine Design-to-Cost-Methode (DTC), mit der sich die Kosten während des gesamten Entwicklungsprozesses neuer Produkte betrachten lassen. Dadurch lassen sich 15-40 % der Produktentwicklungszeit und der Materialkosten einsparen. Das benötigt allerdings eine naht- und reibungslose Zusammenarbeit zwischen allen Teams in der Produktentwicklung. Wird bei dieser Methode die Beschaffung schon früh in den Konstruktionsprozess eingebunden, kann sie einen wichtigen Beitrag zur Materialverfügbarkeit oder zu stabilen Lieferketten leisten.

    Herausforderung 7: Prozesse und Kosten digital voraussehen – mit der digitalen Fabrik

    In vielen Bereichen gibt es bereits sogenannte digitale Zwillinge – also digitale Abbilder einer realen Situation, mit deren Hilfe sich „Was wäre wenn“-Szenarien durchspielen lassen. Bewertung von Design- und Fertigungsalternativen. So arbeiten manche Hersteller auch bereits mit digitalen Fabriken, sprich einem digitalen Abbild einer physischen Fabrik. Solch eine digitale Fabrik beinhaltet alle Schlüsselfaktoren, die man beim realen Betreten einer Produktionsstätte vorfinden würden – einschließlich Tausender verschiedener Maschinen und Materialtypen sowie Arbeitskosten.

    Damit können Hersteller Machbarkeitsanalysen, Prozessoptimierung und Kostenrückmeldungen simulieren und ihre reale Produktion optimieren, Änderungen zu reduzieren und Produkte schneller auf den Markt zu bringen. Beschaffungsteams wiederum nutzen solche digitalen Fabriken auch, um Produktionsumgebungen anhand von Herstellungskriterien zu vergleichen, um die Standort- oder Lieferantenauswahl und die Produktionskosten zu ermitteln. So kann eine Produktion kostengünstiger, schneller und flexibler werden.

    Herausforderung Nr. 8: Zentrale Informationen für zentrale Prozesse

    Diversifizierung im Lieferantenpool ist wichtig – doch Diversifizierung bei der Ablage und Verarbeitung von Daten und dem Einsatz von Software ist hochgradig kritisch. Denn wer Daten und Informationen nicht zentral ablegt und damit arbeitet, verliert wichtige Effizienzen und schlicht auch den Überblick. Das Scouting neuer Lieferanten? Die Nachverhandlung von Verträgen? Aktuelle Infos zu Preisentwicklungen, um Kontingente zu sichern? Solche und weitere Prozesse müssen Unternehmen in 2023 zunehmend zentral und digital steuern, um noch wirtschaftlicher agieren zu können.

    Herausforderung Nr. 9: Lieferkettensorgfaltspflichtgesetz und ESG

    Mit dem Lieferkettensorgfaltspflichtgesetz hat die EU eine Direktive vorgegeben, welche Aspekte Unternehmen entlang der Lieferkette kontrollieren oder einfordern müssen. Das geht nur noch digital. Denn die Flut an Themen und Risiken lässt sich manuell nicht mehr steuern und der Gesetzgeber wird voraussichtlich in Zukunft bestimmte Verhaltensmuster fördern oder unterbinden.

    Vorausschauende Unternehmen machen Nachhaltigkeit allerdings bereits jetzt zu einem zentralen Geschäftsschwerpunkt. Sie verbinden dabei ihre Zusagen in Bezug auf Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (ESG) mit messbaren Zielen in den Bereichen Beschaffung, IT, Produktion und anderen Abläufen. Gerade die vieldiskutierte Dekarbonisierung birgt mehr Potenzial als mancher vielleicht glauben möchte. Denn immerhin sehen einige große US-Firmen in der Umstellung auf Produkte und Dienstleistungen für eine kohlenstoffarme Wirtschaft eine Chance im Wert von mehreren Milliarden Dollar. Sie gehen davon aus, dass die finanziellen Vorteile 15 Mal höher sind als die Risiken, die ein Verzicht auf die Dekarbonisierung mit sich bringen würde.

    Herausforderung Nr. 10: Dematerialisierung und Dekarbonisierung

    Wir erleben derzeit grundlegende gesellschaftliche Veränderungen, wie wir sie seit Jahrzehnten nicht mehr erlebt haben. Sie werden sowohl durch den technologischen Wandel als auch durch die Klimaproblematik und die Realität der endlichen materiellen Ressourcen angetrieben. Das Konzept der Dematerialisierung wird das Beschaffungswesen an zwei Fronten beeinflussen. In Bezug auf die eigenen Prozesse erwarten wir die weitere Abschaffung der verbleibenden papierbasierten Prozesse im Jahr 2023. In der Produktion verdrängen elektronische und digitale Dienstleistungen zunehmend die Herstellung von physischen Gütern.

    Ein offensichtliches Beispiel dafür ist, dass immer weniger CDs und DVDs verkauft werden und die Menschen auf Streaming-Dienste umsteigen. Dieser Trend wird das Beschaffungswesen weiter umgestalten. Vor allem der viel diskutierte Prozess der Dekarbonisierung stellt eine spannende Herausforderung und eine milliardenschwere Chance dar. In dem Maße, wie die Kosten für erneuerbare Energien weiter sinken und die Gesellschaft Gesetze zur Erreichung der Klimaziele erlässt, werden emissionsarme Produkte und Prozesse die etablierten emissionsstarken Produkte und Prozesse nach und nach ersetzen. Dies bedeutet eine weitere Unterbrechung der gewohnten Geschäftsabläufe, aber im Jahr 2023 müssen die Unternehmen bei diesem Übergang die Nase vorn haben – sie werden feststellen, dass die finanziellen Vorteile die Risiken überwiegen. Die Beschaffung wird bei dieser Umstellung natürlich eine zentrale Rolle spielen.

    Der rote Faden

    Aufmerksamen Lesern wird ein roter Faden aufgefallen sein, der sich durch all die oben genannten Punkte zieht. Daten, Informationen, Einblicke, Wissen, Quantifizierung … mit einem Wort: Intelligenz. Das Beschaffungswesen stützt sich zunehmend auf intelligente Systeme, die viele der taktischen Entscheidungen autonom treffen und den Menschen bei den strategischen Entscheidungen unterstützen. Das ist genau das, was JAGGAER mit Autonomous Commerce meint. Jetzt ist es an der Zeit, in diese Technologie zu investieren, nicht nur, um die oben genannten Herausforderungen zu lösen, sondern auch, um das Sprungbrett für den Erfolg zu schaffen, wenn sich das wirtschaftliche Klima verbessert.

    Jetzt online: To-do Checkliste für Ihre Herausforderungen

    Viele dieser Herausforderungen werden auch Sie in den nächsten 12 Monaten angehen – nur wie? JAGGAER gibt Ihnen darauf praxisnahe Antworten. Laden Sie sich dazu gerne unsere Checkliste herunter, die Ihnen hilft, Ihren Einkauf für 2023 noch besser aufzustellen.

    -> Checkliste für Unternehmen: So machen Sie Ihren Einkauf fit für die Herausforderungen 2023.

     

     

     

    Additional Resources