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    Zwischen Gegenwind und Gestaltungskraft: Wie sich die deutsche Automobilindustrie neu aufstellt. 

    Zwischen Gegenwind und Gestaltungskraft: Wie sich die deutsche Automobilindustrie neu aufstellt. 

    Und welche zentrale Rolle der Einkauf dabei spielt 

    Im März 2025 veröffentlichte das Beratungsunternehmen Ernst & Young (EY) seine jährliche Analyse zur Lage der Automobilindustrie in Deutschland. Analysiert wurden die Geschäftszahlen von 16 Herstellern und 49 Zulieferern mit Sitz in Deutschland – darunter sowohl große Konzerne als auch mittelständisch geprägte Unternehmen. Die Zahlen zeigen: Die Branche steht vor tiefgreifenden Veränderungen. 

    Der Umsatz der betrachteten Unternehmen sank im Jahr 2024 um durchschnittlich 5 %, bei den Zulieferern sogar um 8 %. Gleichzeitig gingen knapp 19.000 Arbeitsplätze verloren. Hauptursachen laut EY: hohe Energie- und Personalkosten, zunehmender internationaler Wettbewerbsdruck – insbesondere aus China – sowie komplexe regulatorische Anforderungen. Die Analyse macht deutlich: Es braucht mehr als kurzfristige Reaktionen. Es braucht strukturelle Veränderungen – und strategisches Handeln. 

    Neue Rahmenbedingungen, neue Verantwortung – warum der Einkauf jetzt gefordert ist

    Neben den strukturellen Herausforderungen zeigt auch der Blick auf die aktuellen Jahresergebnisse großer OEMs wie Volkswagen, Porsche und Audi: Die Verluste fielen teils noch deutlicher aus als im Branchendurchschnitt – ein klares Zeichen dafür, dass sich der Druck über alle Stufen der Wertschöpfungskette hinweg spürbar verschärft. 

    Positiv ist: Mit der kürzlich beschlossenen Zoll-Einigung zwischen EU und USA auf 15 % besteht nun wieder etwas mehr Planungssicherheit im internationalen Handel. Doch das allein reicht nicht. Jetzt ist Handeln gefragt: Lieferantenverträge müssen neu bewertet, Lieferketten auf Resilienz geprüft und strategische Partnerschaften überdacht werden. 

    Ein zentrales Thema dabei: Die Abkehr von Single-Sourcing-Strategien. Viele Unternehmen setzen zunehmend auf Multi-Sourcing – möglichst verteilt über mehrere Kontinente. Das bringt mehr Flexibilität, stellt aber auch neue Anforderungen: 

    • Entwicklung neuer Category-Strategien
      Die bisherigen Warengruppenstrategien sind oft nicht auf geografische Diversifikation und volatile Beschaffungsmärkte ausgerichtet. Es braucht nun flexible Konzepte, die sowohl lokale als auch globale Lieferanten integrieren, Versorgungssicherheit gewährleisten und gleichzeitig Nachhaltigkeit, Innovationsfähigkeit und Kostenziele berücksichtigen. Datengetriebene Analysen, transparente Lieferanteninformationen und strategische Segmentierung werden zum entscheidenden Erfolgsfaktor
    • Umsetzung internationaler Qualitätsstandards (z. B. APQP, PPAP)
      Neue Lieferanten müssen im Vorfeld der Serienproduktion durch strukturierte Qualitätsprozesse geführt werden – inklusive detaillierter Prüfpläne, Meilensteine, technischer Dokumentation und Abnahmen. Standards wie APQP (Advanced Product Quality Planning) oder PPAP (Production Part Approval Process) sind dabei nicht nur im Automotive-Bereich Pflicht, sondern zunehmend auch in angrenzenden Industrien. Eine saubere digitale Abbildung dieser Abläufe ist entscheidend, um Durchlaufzeiten zu verkürzen und Risiken zu minimieren.
    • Koordination von Lieferantenbewertungen, ESG-Dokumentation und Freigaben
      Mit der steigenden Anzahl an Lieferanten und Regionen wächst auch der Aufwand für Bewertung, Auditierung und Freigabeprozesse. Gleichzeitig nimmt die Bedeutung von ESG-Kriterien weiter zu – z. B. CO₂-Footprint, Arbeitsbedingungen, Zertifizierungen oder Due-Diligence-Vorgaben. Unternehmen brauchen standardisierte, nachvollziehbare Verfahren, um diese Informationen zu erfassen, zu bewerten und revisionssicher zu dokumentieren – idealerweise integriert in bestehende Sourcing- und Supplier-Management-Prozesse.
    • Anpassung von Verträgen, Logistik- und IT-Strukturen
      Neue Lieferbeziehungen bringen neue Anforderungen mit sich: rechtlich, operativ und technologisch. Verträge müssen an lokale Gesetzgebungen angepasst werden. Logistikprozesse sind komplexer – z. B. durch längere Transportwege, Zölle, neue Incoterms oder Zwischenlager. Gleichzeitig braucht es IT-Strukturen, die alle Beteiligten weltweit vernetzen – ohne Medienbrüche. Nur mit integrierten Plattformen lässt sich dieser Wandel effizient und sicher steuern. 

     Diese Aufgaben bedeuten erhebliche Mehrarbeit – die sich nur mit digitalen Lösungen effizient bewältigen lässt.

     

    Praxisbeispiele: So gelingt digitale Transformation im Einkauf

    Dass der Wandel in der Automobilindustrie längst begonnen hat, zeigt sich auch in der Art und Weise, wie führende Unternehmen ihren Einkauf neu aufstellen. Die Top Vier der zehn größten Automobilzulieferer in Deutschland arbeiten heute mit JAGGAER zusammen, um ihre Beschaffungsprozesse zu digitalisieren, Transparenz zu schaffen und strategisch besser steuern zu können. 

    • Der Zulieferer Continental treibt mit digitalen Tools seine globale Einkaufsstrategie voran.
    • Die Dumarey Group hat Lieferanten- und Qualitätsprozesse über alle Standorte hinweg standardisiert – mit messbaren Verbesserungen bei Effizienz, Datenqualität und Compliance. 
    • Auch MANN+HUMMEL, Spezialist für Filtrationslösungen, hat mithilfe von JAGGAER eine einheitliche Plattform für Sourcing und Materialgruppenstrategien etabliert. So können Beschaffungsentscheidungen nun systematisch, nachvollziehbar und datengestützt getroffen werden. 

    Als Technologiepartner mit über 30 Jahren Erfahrung unterstützt JAGGAER Unternehmen aus der Automobilbranche weltweit dabei, ihren Einkauf zukunftssicher aufzustellen – strategisch, skalierbar und datenbasiert.

     

    Technologie als Hebel: Wo digitale Lösungen konkret ansetzen

    Viele der in der EY-Studie beschriebenen Herausforderungen lassen sich mit modernen Einkaufsplattformen gezielt angehen. Einige Beispiele: 

    • Kosten- und Prozesseffizienz steigern: Durch den Einsatz von KI-gestützten Ausgabenanalysen und automatisierten eProcurement-Prozessen lassen sich Einsparpotenziale identifizieren und operative Abläufe deutlich verschlanken.
    • Lieferketten transparenter machen: Mit zentralen Supplier-Intelligence-Systemen inklusive ESG-Daten können Unternehmen Risiken frühzeitig erkennen, regulatorische Anforderungen erfüllen und nachhaltiger sourcen.
    • Compliance und Qualität absichern: Digitale Zertifikatsverwaltung, automatisierte Auditfunktionen und standardisierte Risikoanalysen helfen dabei, die Einhaltung von Standards durchgängig sicherzustellen.
    • Datensilos auflösen und Prozesse integrieren: Eine einheitliche Plattform für Sourcing, Vertragsmanagement und Rechnungsabwicklung schafft durchgängige Prozesse und ermöglicht fundierte Entscheidungen auf Basis konsistenter Daten. 

    Diese digitalen Hebel machen den Einkauf zu weit mehr als einer Kostenstelle – sie stärken seine Rolle als strategischer Treiber für Resilienz, Nachhaltigkeit und Innovation. 

    Fazit: Chancen nutzen – jetzt

    Die Analyse von EY liefert nicht nur eine kritische Bestandsaufnahme, sondern auch einen klaren Handlungsimpuls: Unternehmen, die jetzt ihre Prozesse modernisieren und in digitale Transparenz investieren, schaffen sich Spielräume – für Effizienz, Anpassungsfähigkeit und Zukunftssicherheit. 

    Der Einkauf ist dabei ein zentraler Hebel. Und viele in der Branche zeigen bereits, wie sich dieser Hebel wirksam einsetzen lässt. 


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