Beleuchtung macht etwa 12% des weltweiten Stromverbrauchs aus. Der JAGGAER-Kunde Signify, vor allem für die Marke Philips bekannt, argumentiert, dass Beleuchtung „Teil des Problems“ sei, aber damit auch „Teil der Lösung“ für die Dekarbonisierung. Der Anteil der Beleuchtung am Stromverbrauch sinkt seit einem Jahrzehnt dank LEDs und besserer Steuerungen – und dieser Trend wird sich durch höhere Effizienz und die vollständige Marktdurchdringung von LED-Lösungen weiter fortsetzen. Die Lichtquellen-Effizienz hat sich um eine Größenordnung verbessert (von rund 10–15 Lumen pro Watt (lm/W) bei Glühlampen auf über 150–200 lm/W bei modernen LEDs), was 80–90% weniger Strom pro Lumen an der Quelle bedeutet (Systemeinsparungen können variieren). Infolgedessen hat sich der gesamte Stromverbrauch (TWh) für Beleuchtung in vielen Regionen wahrscheinlich stabilisiert oder ist gesunken, obwohl die Nachfrage nach Licht (gelieferte Lumen) weiter steigt.
Signifys eigenes Szenario deutet darauf hin, dass der Anteil der Beleuchtung am weltweiten Stromverbrauch bis 2030 auf etwa 8% sinken könnte – trotz wachsender Zahl an Lichtpunkten. Mit dem Energieverbrauch sinken auch die CO₂-Emissionen. Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP), die Internationale Energieagentur (IEA) und Signify selbst haben diese Auswirkungen quantifiziert. Ihre Ergebnisse unterscheiden sich leicht, stimmen jedoch weitgehend überein.
Laut UNEPs en.lighten-Initiative und IEA-Schätzungen verursacht Beleuchtung derzeit rund 4–5% der globalen CO₂-Emissionen. Grundlage hierfür ist UNEPs Einschätzung eines Anteils von 12–15% am weltweiten Stromverbrauch, bei einer durchschnittlichen globalen Netzintensität von ca. 400 g CO₂/kWh. Absolut entspricht dies etwa 1,5–2 Gigatonnen CO₂ pro Jahr – ungefähr den jährlichen Gesamtemissionen von Japan und Deutschland zusammen. Rund zwei Drittel entfallen auf Wohn- und Gewerbegebäude, der Rest auf Industrie- und Außenbeleuchtung.
Der vollständige Übergang zu LED- und vernetzter Beleuchtung (mit Sensoren, Tageslichtnutzung, Smart Controls) gehört daher zu den schnellsten und günstigsten Dekarbonisierungshebeln im Gebäudesektor. Die Modernisierung aller bestehenden Beleuchtungssysteme auf die bestverfügbaren LED-Lösungen könnte den globalen Stromverbrauch für Beleuchtung im Vergleich zum Vor-LED-Niveau um 60–70% senken. Dies entspricht einem potenziellen Einsparvolumen von rund 1 Gigatonne CO₂ pro Jahr weltweit – ein Wert, der von Signify, der IEA und UNEPs Global Lighting Challenge genannt wird. Da Beleuchtungs-Upgrades relativ kostengünstig und schnell implementierbar sind, bieten sie einen der höchsten Returns on Investment im Klimaschutz. Die Technologie ist ausgereift, ohne Verhaltens- oder Infrastrukturbarrieren – abgesehen von regulatorischen und finanziellen Rahmenbedingungen.
Nach dem IEA-Szenario „Net Zero by 2050“ und dem Bericht „IEA Energy Efficiency 2023“ sollten bis Ende dieses Jahres nahezu 100% der weltweiten Beleuchtungsverkäufe aus hocheffizienten LED-Produkten bestehen. Bis 2030 muss die durchschnittliche Systemeffizienz (inkl. Treiber, Optik und Steuerungen) um weitere 25–30% steigen. Das Ergebnis wäre ein Rückgang der beleuchtungsbezogenen Emissionen um etwa 50% bis 2030 im Vergleich zu 2020 – obwohl die gesamte produzierte Lichtmenge (Lumen) weiter deutlich wächst.
Signify fasst dies so zusammen: „Beleuchtung kann 20% der für Net Zero notwendigen Energieeinsparungen liefern“ – aufgrund des großen Ausgangsniveaus und der niedrigen Vermeidungskosten.
Allerdings hat auch dieser Hebel Grenzen. Nach der globalen LED-Marktsättigung werden die verbleibenden Emissionen zunehmend von der Dekarbonisierung der Stromnetze abhängen, nicht mehr von weiteren Effizienzgewinnen bei der Beleuchtung. Mit dem wachsenden Anteil erneuerbarer Energien im Strommix sinkt der zusätzliche CO₂-Nutzen von Effizienzsteigerungen – dennoch bleibt Beleuchtung besonders kurzfristig (2020er Jahre) entscheidend, da sie frühe Emissionsreduktionen ermöglicht.
Die bevorstehende Herausforderung
Die zentrale Herausforderung für Signify (und die gesamte Branche) besteht daher künftig darin, den CO₂-Fußabdruck in der erweiterten Lieferkette zu reduzieren. Der Einkauf rückt ins Zentrum. Während früher 80–90% der Lebenszyklusemissionen einer Leuchte aus dem Stromverbrauch während der Nutzung stammten – und nur 10–20% aus Material, Herstellung und Logistik –, kehrt sich dieses Verhältnis im LED-Zeitalter um: Bald werden 50% oder mehr der Lebenszyklusemissionen aus Scope-3-Quellen stammen (Materialien, Komponenten, Transport, End-of-Life). Selbst wenn der Betrieb nahezu CO₂-frei wird, muss die Beleuchtungsindustrie also ihre vorgelagerten Emissionen deutlich senken, um echtes Net Zero zu erreichen.
Signify hat sein kurzfristiges Ziel – eine Reduktion der Emissionen in Scope 1, 2 und 3 um mehr als 50% bis 2030 (gegenüber 2019) – bereits übertroffen (derzeit über 60%). Das langfristige Ziel, bis 2040 eine Reduktion von 90% entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu erreichen, verfolgt das Unternehmen durch verschiedene Maßnahmen, darunter:
- Zirkuläre Produktgestaltung: modulare, reparierbare Leuchten und Wiederverwendung von Komponenten.
- Niedrig-CO₂-Materialien: recyceltes Aluminium, Biokunststoffe und CO₂-armer Stahl.
- Lieferantenprogramm: Verpflichtung der wichtigsten Lieferanten zu wissenschaftsbasierten Zielen (SBTi) und Emissionsoffenlegung über CDP.
- Grüne Logistik: Umstellung auf klimafreundliche Transport- und Lagerprozesse.
- Produktbezogene Lebenszyklusanalysen (LCA) und EPD-Kennzeichnungen (Environmental Product Declarations), die Transparenz schaffen und Reduktionen ermöglichen.
CO₂-intelligentes Sourcing
Diese Maßnahmen spiegeln einen breiten Branchentrend wider: weg vom Fokus auf direkten Energieverbrauch – hin zur Dekarbonisierung der Lieferkette und zur zirkulären Wirtschaft. „Wo wir wirklich Schwierigkeiten haben, voranzukommen, ist in der Lieferkette“, sagt Nithya Suri Narayan, Supplier Sustainability & Audits Manager bei Signify.
Lieferantenintelligenz – und die Fähigkeit, auf dieser Grundlage gezielt zu handeln – ist dabei der stärkste Hebel. Daher arbeitet Signify mit JAGGAER und dessen Partner carbmee zusammen. Der Ansatz umfasst drei Schritte: Erstens der Umstieg von schätzungsbasiertem Reporting auf lieferantenspezifisches Emissionsmanagement mittels carbmee-Daten, die eine deutlich höhere Genauigkeit bieten. Zweitens die aktive Lieferantenbindung: gemeinsame Szenarioentwicklung und Reduktionsprogramme. Drittens die Integration: Beschaffungsentscheidungen werden direkt mit CO₂-Ergebnissen verknüpft. Arnold Chatelain, Transformation Program Manager bei Signify, erklärt: „Die dreiseitige Partnerschaft bedeutet, dass wir die Daten von carbmee in unseren Sourcing-Events innerhalb von JAGGAER nutzen.“
Carbmees Environmental Intelligence System (EIS™) dient als zentrale Datenplattform für CO₂-relevante Informationen und verbindet detaillierte LCA-Analysen mit praktisch umsetzbarem Lieferkettenmanagement – für wirksame Dekarbonisierungsstrategien und regulatorische Transparenz. Es integriert lieferantenspezifische Emissionsdaten in die LCA und geht damit über generische branchenübliche Emissionsfaktoren hinaus.
Das Ergebnis sind „carbon-intelligent“ gesteuerte Beschaffungsentscheidungen mit Fokus auf Emissions-Hotspots (rund 80% der Lieferkettenemissionen entfallen auf 20% der Warengruppen). Solche Beschaffungsstrategien sichern nicht nur die Einhaltung von Nachhaltigkeitsvorgaben, sondern stärken auch die Verhandlungsposition gegenüber Lieferanten. Wenn Lieferanten sowohl über Preis als auch über Dekarbonisierung (und weitere Nachhaltigkeitskriterien) konkurrieren müssen, beschleunigen Unternehmen wie Signify nicht nur den Weg zu Net Zero – sie können auch Kosten stabilisieren oder senken und Innovation fördern.
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Über Signify
Signify ist weltweit führend in vernetzter, LED- und konventioneller Beleuchtung für professionelle Anwender, Verbraucher und das Internet der Dinge. Die energieeffizienten Produkte, Systeme und Services des Unternehmens ermöglichen Kunden eine überlegene Lichtqualität und machen das Leben sicherer und komfortabler, Unternehmen produktiver und Städte lebenswerter. Mit einem Umsatz von 6,1 Milliarden EUR im Jahr 2024, rund 29.000 Mitarbeitern und einer Präsenz in über 70 Ländern „erschließt Signify das außergewöhnliche Potenzial von Licht – für ein helleres Leben und eine bessere Welt“.
