CO₂ ist heute sowohl Risiko als auch Chance. Unternehmen, die jetzt handeln, schützen nicht nur ihre Margen, sondern erschließen auch neue Wertpotenziale.
Nationalstaaten, supranationale Organisationen wie die Europäische Union und einzelne Unternehmen nehmen ESG zunehmend ernst. Von Brüssel bis Peking ist CO₂ inzwischen ein fester Bestandteil der Gewinn- und Verlustrechnung.
Europa ist in den meisten Branchen führend – insbesondere im Energiesektor und im Finanzwesen. Nordamerika zeigt eine starke ESG-Integration in Technologie und Gesundheitswesen. In Asien hinken die meisten Sektoren noch hinterher, doch China hat jüngst neue Leitlinien und Berichtspflichten eingeführt. Führende chinesische Unternehmen, darunter Mitglieder des SSE 180 Index, STAR 50, SZSE 100, ChiNext sowie Dual-Listed-Unternehmen, müssen für das Kalenderjahr 2025 bis spätestens 30. April 2026 einen Nachhaltigkeits-/ESG-Bericht veröffentlichen. Diese Vorgaben setzen explizit auf das Prinzip der doppelten Wesentlichkeit, das dem europäischen CSRD-/ESRS-Rahmen sehr ähnlich ist, wenn auch weniger umfassend (verbindlich für große oder indexgelistete Unternehmen, aber noch kein einheitliches nationales Gesetz). Die Durchsetzungsmechanismen sind derzeit begrenzt, doch mit der Reife der Standards dürften auch Sanktionen folgen.
Auf Unternehmensebene sind ESG-Ziele heute häufig Bestandteil der Vorstandsvergütung – mit klaren Anreizen, Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Signify, Weltmarktführer für Beleuchtung, hat Nachhaltigkeit nicht nur als wichtigen Vergütungsbestandteil verankert, sondern eine Strategie entwickelt, die den Unternehmenserfolg mit Klimaschutz und Kreislaufwirtschaft verbindet. Die Ziele für 2025 umfassen, das Tempo zur Erreichung der Pariser Klimaziele zu verdoppeln und den Anteil der Umsätze mit Kreislaufwirtschaft auf 32% zu verdoppeln.
Vor diesem Hintergrund ist CO₂-Reduktion einer der wirkungsvollsten Hebel im Einkauf, da der Einkauf die Beziehungen zu Lieferanten steuert. Über 80% der Emissionen entstehen in der Lieferkette – der Einkauf kann diese direkt beeinflussen, sofern er von reiner Berichterstattung zu datenbasiertem Handeln übergeht.
Wie sollten Unternehmen dabei vorgehen? Schritt eins ist die Schaffung einer belastbaren Ausgangsbasis. Dazu müssen Nachhaltigkeitskennzahlen wie Emissionen quantifiziert und in Kosten umgerechnet werden, sodass sie mit derselben Genauigkeit wie Finanzkennzahlen gemessen werden. Die meisten relevanten Daten stammen von den Lieferanten. Eine große Herausforderung: Die Informationen sind häufig über verschiedene Altsysteme (ERP) verteilt – oder existieren im schlimmsten Fall gar nicht. Für eine präzise Ausgangsbasis sind granulare Daten (auf SKU-Ebene) notwendig, die zugleich dem Management präsentiert werden können.
Schritt zwei: Die Integration dieser Daten in den Sourcing-Prozess. In der Regel arbeiten Einkauf, F&E und weitere Funktionen zusammen, um den optimalen Mix aus Preis, Qualität und Klimaneutralität zu finden. Lieferanten können nicht einfach beliebig gewechselt werden – es handelt sich um eine strategische Aufgabe mit entsprechendem Planungshorizont.
Im dritten Schritt geht es darum, Berichtswesen und Handeln klar zu verknüpfen. So können Unternehmen etwa vorschreiben, dass nur Lieferanten mit eigenen ESG-Plänen zu Ausschreibungen eingeladen werden.
Die wirtschaftlichen Vorteile
Immer mehr Unternehmen erkennen: Nachhaltigkeit ist nicht nur eine Compliance-Kostenstelle, sondern treibt langfristigen Unternehmenswert. Laut carbmee-Studie steigert Nachhaltigkeit den EBIT um 2 bis 4,5%. Drei Hauptfaktoren bestimmen diesen Effekt: Die Reduktion von CO₂-Kosten (einschließlich Compliance-Kosten wie etwa durch CBAM) wirkt sich langfristig mit 1–2% auf das Ergebnis aus; Unternehmen mit hoher Nachhaltigkeitsperformance können zudem einen Preisaufschlag von 0,5–1% durchsetzen. Durch geringeres Risiko in der Lieferkette steigt der Unternehmenswert um weitere 0,5–1%. Zusätzlich – wenn auch schwer messbar – sichert die Einhaltung von Nachhaltigkeitsvorgaben weiterhin den Marktzugang. Ein Verlust hätte gravierende Folgen und kann existenzbedrohend sein.
Die finanziellen Vorteile
Auch die finanziellen Vorteile der Dekarbonisierung nehmen zu: Sustainability-Linked Loans, die mittlerweile einen großen Teil des EMEA-Kreditmarktes ausmachen, bieten Zinsvorteile für die Erreichung von Umweltzielen. Zudem profitieren Unternehmen mit starker ESG-Performance oft von besseren Finanzierungskonditionen, da sie als weniger risikoreich gelten.
Niedrigere Finanzierungskosten sparen Unternehmen in CO₂-intensiven Branchen wie der Automobilindustrie Millionenbeträge. Darüber hinaus können staatliche Förderungen und Subventionen für grüne Investitionen die Anfangsinvestitionen deutlich senken – so sparen Unternehmen Geld und verbessern gleichzeitig ihre Nachhaltigkeit.
Überdenken Sie Ihre Sourcing-Strategie
Der Carbon Border Adjustment Mechanism (CBAM) ist die erste Regulierung, die Unternehmen zur Erhebung granularer Emissionsdaten bei ihren Lieferanten verpflichtet. Auch wenn derzeit nur bestimmte Kategorien betroffen sind (u.a. Eisen, Stahl, Aluminium, Zement, Düngemittel, Strom), wird der Anwendungsbereich erweitert und weitere Vorgaben treten in Kraft. CBAM ist ein EU-Klimaschutzinstrument, das eine CO₂-Bepreisung auf bestimmte Importe aus Drittstaaten erhebt, um faire Wettbewerbsbedingungen zu schaffen und Carbon Leakage zu vermeiden. Seit 1. Oktober 2023 gilt eine Übergangsphase mit Berichtspflichten, ab 2026 folgt die Kostenpflicht durch Erwerb von CBAM-Zertifikaten. Unternehmen sollten CBAM und neue Regulierungen als Chance nutzen, um ihre Sourcing-Strategie zu überdenken und den Total Value of Ownership (TVA) zu optimieren. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, CO₂-Kriterien in Sourcing-Events zu integrieren. Bei carbmee analysieren wir nicht nur den Gesamtfußabdruck eines SKU, sondern unterteilen diesen nach Material, Produktion, Transport und Energieverbrauch. So können Sie Lieferanten gezielt mit vorab berechneten Fußabdrücken ansprechen und die Rückmeldungen direkt in das JAGGAER Sourcing-Event einfließen lassen – für maximale Transparenz bei der Entscheidungsfindung.
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