Blog

    Mehr Angst vor KI oder Hackern? 10 Herausforderungen für Einkaufschefs im digitalen Umbruch

    Mehr Angst vor KI oder Hackern? 10 Herausforderungen für Einkaufschefs im digitalen Umbruch

    CPOs der Fertigungsindustrie stehen vor einer doppelten Bewährungsprobe: KI als Innovationstreiber nutzen und zugleich Cyberrisiken im Griff behalten.

    Die produzierende Industrie in der DACH-Region sieht sich im Zuge der digitalen Transformation mit neuen Chancen und Risiken konfrontiert. Insbesondere der Einkauf setzt vermehrt auf Künstliche Intelligenz (KI) – darunter Agentic AI wie autonome KI-Agenten, KI-gestützte Verhandlungsführung oder automatisierte Bedarfsanalysen.

    Diese Technologien versprechen Effizienzsteigerungen und bessere Entscheidungen, bringen aber gleichzeitig erhebliche Cybersicherheits-Herausforderungen mit sich. Einkaufsleiter müssen einen ganzheitlichen Blick wahren: Mitarbeitende, Prozesse und Technologien – müssen gleichermaßen berücksichtigt werden, um KI erfolgreich und sicher zu integrieren.

    Dies ist Teil 1 einer dreiteiligen Serie. In diesem Artikel liegt der Fokus auf der Dimension „People“ – also den menschlichen Faktoren, die beim Einsatz von KI im Einkauf zu beachten sind. Die beiden folgenden Teile widmen sich den Bereichen „Process“ (Teil 2) und „Technology“ (Teil 3). 

    Teil 1: Mensch im Mittelpunkt – 3 Herausforderungen für den Einkauf im KI-Zeitalter 

    1. Fachkräftemangel und neue Kompetenzanforderungen 

    Die Einführung von KI im Einkauf erfordert neue Fähigkeiten in den Teams – von Datenkompetenz über KI-Verständnis bis zu Cybersecurity-Know-how. Viele Unternehmen kämpfen jedoch mit einem Mangel an qualifizierten Fachkräften, um KI-Projekte umzusetzen. Laut einer 2025 veröffentlichten Studie von Iron Mountain und Financial Times sind Fachkräftemangel im Informationsmanagement sowie Defizite bei Cybersicherheit und Compliance die Hauptgründe, warum in Deutschland rund jedes dritte Unternehmen Schwierigkeiten hat, KI einzuführen. Insbesondere in der beschaffungsintensiven Fertigungsindustrie verstärkt der demografische Wandel und der „War for Talent“ dieses Problem. 

    Gleichzeitig verschiebt KI die Anforderungsprofile im Einkauf. Routineaufgaben werden automatisiert, während analytische und strategische Fähigkeiten wichtiger werden. Experten betonen, dass KI das Rollenprofil im Einkauf verändert und „Reskilling“ zur Schlüsselstrategie wird. Das bedeutet, Unternehmen müssen in Weiterbildung und Talententwicklung investieren, um ihr bestehendes Personal fit für KI-gestützte Prozesse zu machen. Ohne ausreichende Kompetenzen können KI-Systeme nicht verantwortungsvoll betrieben werden – was nicht nur Effizienzgewinne schmälert, sondern auch Sicherheitsrisiken birgt. Fehlbedienungen oder mangelndes Verständnis können z. B. dazu führen, dass sensible Daten falsch gehandhabt werden oder Alarme ignoriert werden. 

     

    2. Change Management und Akzeptanz 

    Eine der häufig übersehenen Herausforderungen bei der Einführung von KI ist das Change Management im Einkaufsteam Neue KI-Tools – etwa autonome Verhandlungsagenten oder Auswertungsalgorithmen – verändern etablierte Prozesse und gewohnte Arbeitsweisen. Ohne ein gezieltes Change Management besteht die Gefahr, dass Mitarbeitende die KI-Lösungen nicht akzeptieren oder falsch anwenden.  Fehlt dieses Verständnis, bleibt die KI wirkungslos oder erzeugt Misstrauen. 

    Widerstände und Ängste der Mitarbeiter sind dabei ernst zu nehmen. Mitarbeiter könnten befürchten, durch KI an Bedeutung zu verlieren oder nicht mehr alle Entscheidungen nachvollziehen zu können. Tatsächlich zeigte der Hays HR-Report 2024, dass rund 31 % der Führungskräfte einen Verlust eigener Kompetenzen und eine Reduzierung der Entscheidungstransparenz durch KI befürchten. Hier hilft es, frühzeitig Stakeholder einzubeziehen und transparent zu kommunizieren. Ein gelungenes Change Management mit klarer Kommunikation, Training und Einbindung der Mitarbeiter ist entscheidend, damit KI-Projekte nicht am Faktor Mensch scheitern. 

     

    3. Unklare Verantwortlichkeiten und fehlende Zusammenarbeit 

    Die Schnittstelle von Einkauf, IT und Cybersicherheit bringt oft unklare Zuständigkeiten mit sich. Wer trägt die Verantwortung, wenn z. B. ein KI-Agent im Einkauf eingesetzt wird – die Einkaufsabteilung oder die IT-/Security-Abteilung? In vielen Unternehmen ist KI organisatorisch noch nicht im Einkauf verankert. Laut einer Befragung von hays.de liegen die Themen rund um KI derzeit mehrheitlich in den IT-Fachbereichen (39 %) oder direkt beim CIO (17 %) Das bedeutet, dass Entscheidungen über KI-Strategien oft von der IT getroffen werden, während Fachabteilungen wie der Einkauf weniger eingebunden sind. Diese Aufteilung kann zu Misalignment führen: Sicherheitsanforderungen der IT könnten im Widerspruch zu den Effizienzzielen des Einkaufs stehen, oder umgekehrt könnte der Einkauf KI-Tools nutzen, ohne die IT frühzeitig einzubeziehen. 

    Die Herausforderung besteht darin, interdisziplinäre Zusammenarbeit und klare Verantwortlichkeiten zu etablieren. CPOs und CISOs sollten eng kooperieren, um sowohl Procurement-Ziele als auch Security-Vorgaben zu erfüllen. Wichtig ist auch die Accountability für KI-Entscheidungen: Wenn eine KI-basierte Verhandlung fehlschlägt oder ein Algorithmus eine fehlerhafte Lieferantenauswahl trifft, muss definiert sein, wer dies korrigiert und verantwortet. Unternehmen in der DACH-Region beginnen, Governance-Strukturen für KI aufzubauen – z. B. interdisziplinäre KI-Steering Committees – um genau diese Klarheit zu schaffen. Ohne klare Verantwortlichkeiten besteht das Risiko von Sicherheitslücken (wenn sich niemand zuständig fühlt) und suboptimaler Nutzung der KI (wenn Fachwissen der Anwender nicht einfließt). 

     

    Teil 2 der Serie wird nächste Woche veröffentlicht und widmet sich den prozessbezogenen Herausforderungen: von der Integration neuer Systeme über Datenqualität bis hin zu ethischer Governance im KI-gestützten Einkauf.

    Additional Resources