Eindrücke vom 60. BME-Symposium – und warum der Continental-Kundenvortrag mein Highlight war
Wenn man seit 20 Jahren Teil der BME-Community ist, dann fühlt sich das Symposium in Berlin nicht nur wie ein Branchentreffen an, sondern wie ein Wiedersehen mit Wegbegleitern, mit denen man gemeinsam die Entwicklung des Einkaufs gestaltet hat. Für mich persönlich ist das BME Symposium jedes Jahr ein präzises Stimmungsbarometer: Es zeigt, welche Themen gerade wirklich zählen, welche Projekte funktionieren und wo Organisationen in der DACH-Region weiterhin große Hürden sehen. Die Ehrung als langjähriger Partner war deshalb nicht nur ein emotionaler Moment, sondern ein Zeichen dafür, wie eng wir seit zwei Jahrzehnten mit dieser Community verbunden sind.
Getragen wurde das Event wie immer von den vielen Gesprächen mit Kunden, Partnern und Experten. Mein Highlight war der Kundenvortrag von Continental, präsentiert von Dr. Georg Ullmann. Es ist etwas völlig anderes, wenn ein Kunde auf einer Bühne offen zeigt, wie er seine Einkaufsorganisation mit unserer Technologie transformiert – und welche Realität dahintersteckt.
Continental befindet sich mitten in einer der größten Transformationen der Unternehmensgeschichte: dem Schritt zu einem fokussierten Reifenhersteller. Und gerade in solchen Umbruchphasen entscheiden viele Unternehmen, Digitalisierungsprojekte eher auf später zu verschieben. Continental ist bewusst den entgegengesetzten Weg gegangen – und hat die strategische Neuausrichtung genutzt, um Organisation, Prozesse und Systeme im Einkauf neu zu denken. Dass unsere Lösung dabei eine zentrale Rolle spielt, erfüllt mich mit Stolz. Continental hat sehr transparent dargestellt, wie sie über eine strukturierte Anbieterbewertung, konkrete Use-Case-Tests und eine klare Entscheidungslogik Schritt für Schritt zu einer End-to-End-Suite gekommen sind – und wie diese heute die Grundlage ihrer Transformation bildet.
Besonders beeindruckt hat mich die Ehrlichkeit, mit der Continental über die Realität eines solchen Projekts gesprochen hat. Digitalisierung ist kein Selbstläufer. Sie verändert nicht nur Systeme, sondern vor allem Arbeitsweisen, Rollen, Verantwortlichkeiten – und die Art, wie Menschen im Einkauf Entscheidungen treffen. Der Blick hinter die Kulissen der Change-Management-Reise zeigte, wie wichtig es ist, Mitarbeiter frühzeitig mitzunehmen, Trainings mit Praxisbezug zu gestalten und Feedbackschleifen zu integrieren. Dieser „User Journey“-Ansatz wurde greifbar und nachvollziehbar – und bestätigte viele unserer eigenen Beobachtungen.
Ein prägender Teil war die Gruppenarbeit, in denen die Teilnehmenden diskutieren sollten, was aus ihrer Sicht die größten Herausforderungen und Erfolgsfaktoren für Digitalisierungsprojekte sind. Die Ergebnisse hätten kaum besser die Realität im Markt abbilden können: fehlende oder unzureichende Stammdatenqualität, Schwierigkeiten in der Harmonisierung, unklare Schnittstellen, mangelnde Integration, unterschiedliche Prozesswelten, zu hohe Erwartungshaltungen und die Komplexität paralleler Strukturen. Gleichzeitig betonten alle Gruppen die enorme Bedeutung von Governance, Change Management, Stakeholder-Einbindung und einem klaren Fokus – genau die Themen, die auch Continental hervorgehoben hat.
Diese Diskussionen bestätigten einmal mehr, dass die Technologie selbst selten das eigentliche Problem ist. Die Hürden entstehen fast immer im Umfeld – in Organisation, Prozessen und Kultur. Und während viele Unternehmen bereits einzelne S2C-, P2P- oder Lieferantenmanagement-Prozesse digitalisiert haben, stehen viele vor der zentralen Frage:
„Welche Stufe beschreibt meinen aktuellen Digitalisierungsgrad wirklich – und was hindert uns am nächsten Schritt?“
Genau darüber haben wir auf dem Symposium intensiv gesprochen.
Besonders inspirierend war Continentals Ausblick auf KI und Agentic AI: Systeme, die nicht nur unterstützen, sondern proaktiv analysieren, Szenarien vorschlagen, Texte interpretieren oder natürliche Sprache als Interface nutzen. Das ist keine ferne Zukunft, sondern die logische Weiterentwicklung für Einkaufsorganisationen, die Transparenz, Effizienz und Geschwindigkeit in den Mittelpunkt ihrer Arbeit stellen.
Für mich steht nach diesem Symposium fest:
Digitalisierung im Einkauf ist keine Vorbereitung mehr – sie findet jetzt statt. Endlich sind wir mitten drin, und es ist klar erkennbar: Das Thema ist längst kein Hype mehr, sondern gelebte Realität.
Und es sind die Unternehmen, die mutig, ehrlich und konsequent handeln, die den Unterschied machen. Continental hat das auf der Bühne eindrucksvoll gezeigt.
Key Takeaways – was erfolgreiche Digitalprojekte im Einkauf wirklich auszeichnet
Aus zahlreichen Projekten wissen wir, welche Faktoren entscheidend sind. Continental hat viele davon auf der Bühne bestätigt:
- Usability & Akzeptanz: Menschen früh und kontinuierlich mitnehmen.
- Datenqualität: Ohne saubere Stammdaten bleibt jedes Projekt Stückwerk.
- Klare Governance: Rollen, Regeln und Prozesse eindeutig definieren.
- Integration: Systemgrenzen früh klären und führende Systeme festlegen.
- Harmonisierung & Change Management: Organisation und Technologie gemeinsam entwickeln.
- Stakeholder frühzeitig einbinden: Beteiligung statt bloßer Information.
- Keine parallelen Projekte: Fokus bewahren – ein häufig unterschätzter Erfolgsfaktor.
- Realistisches Erwartungsmanagement: Eine Suite kann viel, aber nicht alles.
- End-to-End denken: Keine Tool-Fragmente, sondern echte Prozessketten.
Diese Punkte verbinden das Continental-Projekt mit so vielen Gesprächen, die wir dieses Jahr in Berlin geführt haben – und sie zeigen, wie Digitalisierung gelingt, wenn Technologie, Menschen und Prozesse konsequent zusammengebracht werden.
